Die Geschichte von Seulbitz





Die früher selbständige Gemeinde Seulbitz, seit 1976 Stadtteil Bayreuths, herrlich gelegen am westlichen Vorderhang des Pensen, hat allen Grund, mit Stolz auf seine Geschichte zurückzublicken.

Inhalt :


Erste Erwähnung
Zweite urkundliche Erwähnung
Seulbitz unter den Franken
Steinzeit
Seulbitz von 1035 bis 1600
Seulbitz von 1600 bis 1900
Seulbitz im 20. Jahrhundert


Erste urkundliche Erwähnung 1035

Der Ort Seulbitz wurde nämlich bereits vor 975 Jahren am 6. Juni 1035 erstmals urkundlich erwähnt (Bayreuth erst 1194). Das ist belegt in einer lateinisch abgefaßten Schenkungsurkunde Kaiser Konrads II.

Urkunde vom 6. Juni 1035


Konrad II. Römischer Kaiser, schenkt Luitpold, Kanoniker der Bamberger Kirche, den Weiler Silewize, gelegen im Radenzgau, in der Grafschaft des Grafen Adalbert. Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit durch die Huld göttlicher Gnade erhobener Kaiser der Römer. Möge es die Gesamtheit aller, die Gott und Uns getreu sind, wissen: daß Wir auf Fürsprache und Bitte unserer geliebten Gemahlin, der Kaiserin Gisela und auch des edelsten Sohnes, nämlich des Königs Heinrich dem Luitpold, Kanoniker der heiligen Kirche in Bamberg, einen gewissen Weiler mit Namen Silewize, der Unserem kaiserlichen Recht untersteht, gelegen im Radenzgau in der Grafschaft des Grafen Adalbert, mit Siedlungsstellen, Gebäuden, bebauten und unbebauten Landstrichen, Wiesen, Weiden, Wäldern, Jagden, Wegen, unwegsamem Gebiet, Ausgängen und Zufahrten, fließendem und stehendem Gewasser und der Bienen, Wasserstauungen, Mühlsteine, Mühlen, Fischerelanlagen, ob schon eingerichtet oder in Zukunft einzurichten und mit allen Vorteilen, die man irgendwie niederschreiben oder wie auch immer bezeichnen könnte, aus Unserem Recht in sein Recht fest übertragen haben, in der Absicht, daß genannter Luitpold freie Verfügungsgewalt darüber habe, das gesamte Gut zu besitzen, zu tauschen oder damit zu machen, was ihm beliebet. Und damit die Geltung dieser Übernahme fest und ungeschmälert bleibe, haben Wir befohlen, daß die, welche die darüber verfaßte Urkunde mit eigener Hand bestätigen, diese mit dem Abdruck Unseres Siegels versehen. Das Zeichen des unbesiegten Konrad (Handzeichen) des erhabenen R. Kaisers. Kanzler Burckard an Stelle des Erzkaplans Bardo hat dies vidimiert (=geprüft und richtig befunden). Ausgestellt im Jahre der Menschwerdung des Herrn 1035, den 6. Juni. Im 11. Jahr der Regierung Konrads, im 9, als Kaiser. Ausgeführt zu Bamberg zu gutem Ende.» Demnach schenkte also Kaiser Konrad II. das fränkische Königsgut Silewize gelegen im Herrschaftsbereich des fränkischen Grafen Adalbert dem Bamberger Kanoniker (=Geistllcher an der Domkirche) Luitpold zur freien Verfügbarkeit (Behalt, Verkauf, Stiftung oder Weiterschenkung).

Zweite urkundliche Erwähnung 1035

Seine zweite urkundliche Dokumentation erfährt Seulbitz fast genau 100 Jahre später als "Silwiz", Die hier vorliegende Kaufurkunde vom 25. Mai 1137 läßt vermuten, daß eben dieses Silwiz wohl die ganze Zeit der Ersterwähnung verstrichene Zeit im Besitz des Cirkendorf' schen Geschlechts stand, da Bischof Otto (der Große) von Bamberg den Weiler von Luitpold de Cirkendorf kauft und auch der in der Urkunde von 1035 benannte Luitpold aus dem Geschlecht der Zirkendörfer stammte. Silviz war neben (dem diesmal mitbenannten) Grunove (heutige Grunauer Mühle) die Erstaustattung der Zelle St. Getreu des Klosters am Michelsberg zu Bamberg und sollte zu deren Unterhalt dienen. Daß es sich bei diesem hier benannten Silwiz und Grunova eindeutig um das heutige Seulbitz handelt, bezeugen auch spätere Archivalien, die Silviz als bei St. Johannis (vitus trebgast) gelegen bestätigen. Die beiden urkundlichen Ersterwähnungen von Seulbitz erlauben zugleich den Schluß, daß Seulbitz schon vor dem Jahre 1007 (Gründung des Bistums Bamberg durch Heinrich II. bestanden haben dürfte, Direkt nachweisbar wird dies in den Bayreuther Landbüchern. Hierin wird für Seulbitz der sog. "Würzburger Altzehnt" erwähnt, der nur bis 1007 für den Radenzgau existent war. Ab 1007 mußte dieser Zehnt an das neugegründete Bistum Bamberg gezahlt werden. Über die eigentliche, sicher noch wesentlich vor diesem Zeitpunkt liegende Erstentstehung des Ortes und der Mühle liegen keine beurkundeten Unterlagen vor, Es ist jedoch nach dem derzeitigem Stand der Erforschung der Geschichte des Radenzgaues anzunehmen, daß die Besiedelung und Landnahme Oberfrankens einschließlich des Bayreuther Raumes in der geschichtlichen Zelt durch germanische Stimme erfolgte.

Seulbitz unter den Franken
- Namensdeutung

Unser Gebiet stellte politisch vor und im Zeitalter der Völkerwanderung einen Teil des großen Thüringerreiches dar, das sich bis zur Donau erstreckte und das 531 n. Chr. dem Frankenreich einverleibt worden ist. Die Überdeckung der thüringischen Volksschicht durch die erobernden Franken erfolgte in erster Linie durch die Anlage fränkischer Militärkolonien. Aus ihnen bildeten sich nach und nach ackerbautreibende Dorfgenossenschaften, bestehend aus freien, aber zinsbaren ,,Königsleuten". Ob Silwiz (1137 erwähnt als salisches Königsgut) in seiner Erstbesiedelung unter diesem Aspekt gesehen werden kann, ist Vermutung. Die Tatsache, daß Seulbitz offensichtlich an einer Altstraße gelegen hat, könnte diese Überlegung stützen. Auch die kriegerischen Einfälle Karls des Großen im Sommer 805 in Böhmen (über Eger, könnten solche Überlegungen vertretbar werden lassen. In Jedem Falle bestehen große Zweifel, Silviz als ursprünglich slawische Siedlung anzusprechen.
Denn nachweislich siedelten Slawen auf oberfränkischem Boden nur sporadisch und standen von Anfang an unter fränkischen Beamten und Richtern. Ihre Einwanderung war einerseits eine friedliche Unterwanderung vorhandener Altbevölkerung, die um 570 begann und um das Jahr 620 endete. Andererseits wurden aber auch slawische Kriegsgefangene von Karl dem Großen in diesem Gebiet angesiedelt, mitunter auch Slawen als Arbeitskräfte und Kleinbauern ins Land geholt. Sicher war unser Raum ein Grenzbezirk, in welchem sich Slawen und Deutsche gemischt haben.
Nach den Forschungsergebnissen Meitzens ist denn auch Seulbitz (zusammen mit dem nahegelegenen Lessau, Seidwitz und Nairitz) als in diesem von den Franken vereinnahmten Grenzbereich gelegen anzusehen. Wenn auch noch die Mehrzahl der Wissenschaftler daran festhält, den Ortsnamen dem slawischen Sprach - und Deutungsbereich zuzuordnen (nach zilovice = Ort, wo man die Peitsche braucht oder abstammend von dem Personennamen Zilovici oder dem Gewässemamen Zilovica), erweist sich in neuerer Zeit immer mehr, daß die ,itz' - Namen und Orte auch durchaus germanischen Ursprungs sein können (Adlitz = Siedlung d. Adelot, Gundlitz = Gundlot).
Neuesten Forschungen zufolge erklärt sich der Name Seulbitz als rein deutscher Herkunft (seilwitz), Silewic(c)e (1035 Schenkungsurkunde). Hier kommt das aus dem Mittelhochdeutschen stammende Wort - sil, sel vor, welches Seele, Seelgerät bedeutet, das heißt Schenkung an eine geistliche Anstalt oder an ein Kloster, damit Seelenmessen für einen Verstorbenen gelesen werden. Das Wort - bitz geht zurück auf das Althochdeutsche "witu", mhd "wit" zurück, das Wald oder Waldweide bedeutet.
Im Klartext heißt das für Seulbitz:
Ort bei einer Waldweide, der einer geistliche Anstalt gestiftet war.
Abgesehen davon ist bei Seulbitz jedoch anzunehmen, daß hier ein in das 5.- 6. Jahrhundert zurückgehender Siedelort vorliegt, dessen (thüringische Erstbevölkerung wahrscheinlich In den um 600 einsickernden Slawen aufging. Letztere gaben der Siedlung den (dann bleibenden) Namen und erweiterten die Erstrodungsflur. Dies beweisen sowohl die aus unregelmäßigen Blöcken zusammengesetzte slawische Flurform als auch die zur Straße hin unregelmäßige Dorfanlage. Die von Westen nach Osten vordringenden Franken, die auch nach den in SeulbItz feststellbaren Flurnamen fränkischen Ursprungs (Gereut, Hohe Reuth, Poppen - und Schmiedpeunt) für Erweiterungsrodungen in Seulbitz verantwortlich zeichnen, dürften um etwa 800 von Seulbitz Besitz ergriffen haben. Sie haben dabei den Namen Seulbitz bestehen lassen. Sofern das in der Seulbitzer Gemarkung liegende Flurstück "Burgstall" nicht möglicherweise (was Ausgrabungen erst belegen müssen) auf einen älteren slawischen Zufluchtsort, evtl. auch auf eine Walpotenburg, zurückgeht, dürfte der Namen "Burgstall" auf den einstigen Sitz des für Seulbitz zuständigen fränkischen Grundherrn deuten.

Seulbitz in der Steinzeit


Daß die Seulbitzer Geschichte jedoch über all dies noch weiter zurückgeht, beweisen die Ausgrabungsfunde aus der Jungsteinzeit und Bronzezeit im nahen Pensen. Große Verdienste hat sich hier eine Gruppe von Amateur Archäologen unter der Leitung des Bayreuthers Erich Sticht erworben Im Auftrag und unter der Leitung von Prof. Dr. Pöscheck von der zuständigen Dienststelle des Bay. Landesamtes für Denkmalpflege wurden am Pensen in Ausgrabungen neben Scherben altsteinzeitllcher Herkunft ein Hockergrab, datiert auf das Ende der Jungsteinzeit. und ein Kult - und Opferschacht mit einem wahrscheinlich auf die zurückzuverfolgenden Menhir (Grabstelle) gefunden. Weitere seltene Lesefunde am selben Ort verweisen auf eine (zumindest kurzzeitige Anwesenheit von Schnurkerarnikern der Jungsteinzeit, aber auch von Menschen der Bronzezeit, in diesem altseulbitzer Bereich.

Seulbitz von 1035 bis 1600


Wenden wir uns nun der Geschichte von Seulbitz nach 1035 bzw. 1137 zu : 1385 wird Seulbitz im Zinsbuch des Hospitzes St. Getreu an erster Stelle genannt als ,,Villa, quae dictur Silbitz". 1398 liest man im Landbuch A: ,,Das Dorff (Seulbitz) leydet und reychet grossen Zins gegen Bamberg". Das Dorf bestand hier aus 8 Höfen, 2 Sölden und einer Mühle. Zweimal wird Seulbitz noch in den Landbüchern erwähnt: 1441 und 1449. Stets wird das Dorf als reicher Bauernort mit hohen Zehntabgaben genannt. Während der Hussitenkriege wurde Bayreuth Im Februar 1430 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Es ist zwar anzunehmen, daß auch Seulbitz nicht von den Hussiten verschont blieb, Berichte liegen jedoch nicht vor. Am 11 Februar 1564 wird die vorherige Frühmessestelle St. Johannis der Pfarrei Bindlach zur selbständigen Pfarrei erhoben. Seulbitz zählte zu den zwanzig Orten, die ihr zugeordnet werden. Es hat zu etwa dieser Zeit (1578) lt. Kirchenbuch ,,15 Herdstellen mit 86 Kommunikanten" (also ohne Kinder unter 12 Jahren).

Seulbitz von 1600 - 1900

Die schlimmste Zeit für Seulbitz kam jedoch Im 17. Jahrhundert. 1602 und 1634 wurde der Ort (die Silbitzer Bauern) von der Pest heimgesucht. Am 1 Juni 1632 wurde Silbitz vom ,,blutigen Papist" überfallen und mit Plündern und Morden schrecklich überzogen (Feldherr de Crana). Laut dem St. Johanniser Kirchenbuch wurden dabei der ,Älteste" von Seulbitz und die Bäuerin Agnes Ponfik umgebracht. Zwei Jahre später im April und Mai 1634 fand ein weiterer feindlicher Überfall durch kaiserliche Truppen statt. Die Soldaten setzten den Einwohnern schwer zu. Der Bauer Hans Schöpf v. Seulbitz wurde zu Tod ,traktiert". Nach den Feststellungen der Kirchenbücher von St. Johannis erholte sich die einst reiche Ortschaft von den Kriegsfolgen nur sehr langsam. Ein großer Teil der Hofnamen ist nach dem Krieg aus den Kirchen - und Zinsbüchern verschwunden, was auf den Untergang von Höfen und Familien schließen läßt. Neue Namen tauchen zögernd erst nach 1680 auf. 1791 fiel die Markgrafschaft Bayreuth (und damit auch Seulbitz) an Preußen. Von 1806-1810 hatte Napoleon das Gebiet In seinem Besitz. 1810 fällt das markgräfliche Gebiet an Bayern, Oberfranken entsteht.


Seulbitz im 20. Jahrhundert

Seulbitz behielt seine ländlich - bäuerliche Struktur mit fast reiner Bauernbevölkerung bis in die Zeit vor 29 Jahren (1960). Nur wenig noch hat der Chronist von diesem alten Ort zu berichten. Vorwiegend Kriegsereignisse sind es. Am 29. Juli 1866 rückten nach dem Rückzug der Bayern 1000 Mecklenburger ein und einen Tag später 1000 Preußen, die zwar große Furcht erregten, aber sogar ihr Essen selbst mitbrachten und den Ort schon am 31.Jull früh um 4 Uhr wieder verließen. Während der 1. Weltkrieg und die Inflation dem Ort wenig schadeten, brachte der 2. Weltkrieg mancherlei Not. Erheblich war die Zahl der Gefallenen, drangvoll die Enge durch die seit 1942 rasch zunehmenden Einquartierungen aus Hamburg und Berlin, seit 1944 von Flüchtlingen aus dem Osten, 1945 Vertriebenen aus dem Sudetenland. Am 18.April 1945 wurde Seulbitz von einem deutschen Flugzeug bombardiert, das hier ein amerikanisches Armeelager vermutete. Für den 14 April wird die Einnahme von Bayreuth im damaligen Wehrmachtsbericht erwähnt, nach Seulbitz kommen die Amerikaner erst einen Tag später. Nach der allmählichen Abwanderung der Evakuierten und Flüchtlinge schien der alte Zustand wiederzukehren: 1961 zählte die Gemeinde Seulbitz wieder nur noch ganze 195 Einwohner. Doch mit der Ausweisung von Baugebieten und deren rascher Bebauung nach 1961 sollte sich für Seulbitz eine ganz neue Entwicklung anbahnen. 1963 wurde der Bau der Kanalisation begonnen. In diesem Zusammenhang wurde auch nahezu gleichzeitig das vorher oft leidige Problem der Wasserversorgung gelöst. Damit wurde die Möglichkeit einer weiträumigen Erschließung des Seulbitzer Bereiches eingeleitet, die bis heute schon zur Bebauung der Baugebiete ,Lindig', ,Gärtig', 'Hohe Reuth'
(Anfang der 70er Jahr sogenanntes Hypothekenviertel)
und ,Brunnengewend' geführt hat und das Ortsbild (außerhalb des alten Ortskernes) völlig veränderte. 1969 erfolgte die Auflösung der Seulbitzer Schule und die Eingliederung der Schüler in die neuentstandene Volksschule Bayreuth - St. Johannis. Am l. Juli 1976 trat im Rahmen der Gemeindegebietsreform der Eingemeindungsvertrag mit der Stadt Bayreuth in Kraft. Damit war die selbständige Gemeinde Seulbitz zum gleichnamigen Stadtteil Bayreuths geworden.
Mitte der 90 er Jahre plante die Stadt Bayreuth eine neues Baugebiet zu erschließen. So wurde das Landschaftsschutzgebiet Sandhügel- Lindig einfach aufgelöst und als Neubaugebiet ausgewiesen. 1997/98 begann dann die Bautätigkeit in diesem Gebiet.
Gleichzeitig startete der Bau der Lohengrintherme, die dann im November 1999 eröffnet wurde. Später folgte dann noch der Bau des Ärztehauses.

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