Geologie


Nach der Bildung der heutigen Mittelgebirge, z.B. des Fichtelgebirges und Frankenwaldes, im Erdaltertum, begannen an diesen sofort die Kräfte der Verwitterung wirk-sam zu werden. Das zerstörte Material aber, der Verwitterungsschutt, wird in mul-denartige große Becken verfrachtet. Die Transportarbeit leistet dabei in erster Linie das Wasser. Das Lockermaterial wird dabei in Schichten abgelagert, die sich dann zum Teil zu Schichtgesteinen verfestigen. Ist diese Form der Ablagerung nicht durch Bewegungen in der Erdkruste gestört, so ist die tiefer liegende Schicht immer älter als die höher liegende. Während des Ablagerungsvorganges aber senkt sich dieses Becken vor den alten Gebirgen ständig weiter ab und bietet so für immer mehr Ablagerungsschichten Raum. Entscheidend für unser Gebiet ist der sog. Muschelkalk. Die in diesen Schichten vor-kommenden Versteinerungen (Fossilien) von Muscheln und anderen Meerestieren beweisen, dass auch unsere Gegend durch ein Meer überflutet worden war. Das be-gann vor etwa 200 Millionen Jahren. Es war ein warmes, seichtes Meer. Der Mu-schelreichtum war abhängig vom ausreichenden Sauerstoffgehalt des Wassers. Wichtig für eine Saurierart, die mit kräftigen pflastersteinartigen Gebissen die Muscheln zerknackte, um an das Fleisch zu kommen. Wenn durch starke Verdunstung in dieser warmen Zeit das Meer teilweise verlandete, bildeten sich auch Gipsablage-rungen am Meeresboden, die heute bei Döhlau ausgebeutet werden. Die insgesamt bis zu 170 Meter mächtigen Ablagerungen dieses Meeres aber bilden heute den Hö-henrücken vom Bindlacher Berg bis zum Pensen. Es sind kalkige, graue bis blaugraue, unterschiedlich harte, oft auch kristalline Schichtfolgen. Die härteren Lagen hat man früher in Steinbrüchen genutzt und für Hausbau und Pflaster verwendet. Diese Steinbrüche waren auch die Fundstätten für Versteinerungen. Vor allem das oberste Stockwerk des Muschelkalks war besonders fündig. Versteinerte Seelilien, Muscheln, Schnecken, Ceratiten (vergleichbar den Ammoniten der Jurazeit), Reste von Fischen (Haifischzähne am Grundstück W. Fischer) und verschiedene Saurier waren keine Seltenheit. Heute sind die Brüche verwachsen, teilweise zur Müllkippe gemacht worden. In der Keuper - Zeit gab es eine lagunenähnliche Landschaft, in der abwechselnd Meer und Land vorherrschten. So waren die Ablagerungen auch teils schlammig, teils mehr sandig, was sich heute in einem Wechsel von tonigeren und sandigeren Schichten bemerkbar macht. Das Material lieferte der Abtragungsschutt eines alten Festlandrückens (,,Vindelizisches Festland"). Da unser engeres Gebiet damals noch stärker absank als das übrige Becken, sind die Keuperschichten bei uns besonders mächtig ausgeprägt (mehr als 500 Meter!). Die untersten Keuperschichten finden sich am Rand der Fichtenlohe, dem nordöstli-chen Pensen und der sog. Hackers-Kuppel. Es sind vorwiegend karbonathaltige, grünlichgraue, schwarzgraue und rotbraune Tonschichten (Garage Schläger!). Darauf lagern 4 - 6 Meter mächtige sandige Schichten, die als "Werksandstein" früher im Pensen abgebaut wurden (Südostende der Hohen Leite) und zum Bau der Eisen-bahnbrücke über den Main am Burgstall Verwendung fanden. Gelegentlich finden sich in diesen Schichten auch dünne "Kohlenflöze" (Lettenkohlenkeuper). Im 100 Meter mächtigen mittleren Keuper liegt der "Benker Sandstein"(nach dem Kirchdorf Benk benannt). Er ist ziemlich hell. Der Name umfasst aber eigentlich Wechselablagerungen von Sand- und Tonstein. Der Hühlberg, die Höhen östlich und nördlich von Seulbitz sind daraus aufgebaut. Vor allem aber das Wäldchen öst-lich der Juchhöh zeigt den "Benker Sandstein" in seiner ganzen Farbigkeit und Vielfalt. Die Schichtfolgen von Ton und Letten sind grau bis grünlichgrau, rotbraun bis violett. Damit ist die Vielfalt um die Juchhöh aber längst noch nicht erschöpft. Ein Streifen der sog. Estherienschichten bildet den östlichen Hang der Mulde südlich der Juch-höh. Es sind mehr meeresgeprägte dunkelgrüne bis grüngraue Tone. Auch der Schilfsandstein und die braunroten tonigen Lehrbergschichten finden sich südlich der Hackers-Kuppel. Über den verhältnismäßig fruchtbaren Lehrbergtonen lagert der etwa 200 Meter mächtige Sandsteinkeuper, der sich aus Blasensandstein und Burgsandstein zusammensetzt. Letzterer bildet den Untergrund des Bayreuther Talkessels. Diese Keuperschichten wechseln in ihrem Aussehen selbst auf kurze Entfernungen sehr stark. Diese Sandsteine haben eine recht unterschiedliche Festigkeit, je nach dem Bindemittel. Als Bausteine sind sie weniger geeignet; deshalb finden sich auch kaum Steinbrüche in ihnen. In der Gemarkung von Seulbitz liegt der Blasensandstein am Weg nach Neunkirchen, bildet den sanft geneigten Hang südwestlich der Lohe und begleitet die ost-west-ver-laufenden Talhänge des Gereutbächleins. Was aber den Blasensandstein für Seulbitz besonders interessant macht, ist die in seinem oberen Schichtpaket anzutreffende sogenannte Kellerhutarkose, benannt nach der Kellerhut bei Windischenlaibach. Während der eigentliche Blasensandstein teils sandige, teils tonige Schich-ten bildet, die teils fein- bis mittelkörnig mit vielen rötlich-gelben Feldspatkörnern, teils braunrot mit schmalen grünen Bändern und Schmitzen sind und seinen Namen von den herausgewitterten Ton- und Mergelgeröllen hat, die blasenförmige Löcher hinter-lassen, ist die in Seulbitz etwa 7 Meter mächtige, grünlich-weiße Kellerhutarkose teils mürbe, häufig aber auch sehr fest, was beim Grundaushub oft große Schwierigkeiten bereitet. Einer der schönsten liegt unter dem Seulbitzer Bierstüberl. Der Burgsandstein spielt für Seulbitz nicht die Rolle wie für Bayreuth. Er bildet nur die Talflanken des Roten Mains ab der Grunauer Mühle, die Eremitage und kommt auf der eigentlichen Seulbitzer Flur nur nordwestlich der Lindig - Siedlung vor. Früher fanden die Sande des unteren Burgsandsteins Verwendung als Bau- und Stuben-sand. Viele der Bayreuther Felsenkellerstollen finden vielleicht so ihre Erklärung. Die Kellerstraße in St. Georgen steht auf solchen Stollen. Vereinzelt finden sich darin auch verkieselte Holzreste (Fund bei der Römerleithen) und versteinerte Überreste anderer Pflanzen. Ein interessanter Aufschluss liegt östlich der Grunauer Mühle am Steilufer des Mains. Sind diese Schichtenfolgen auch allein schon für den Laien verwirrend, so lässt sich das Landschaftsbild durch sie allein kaum ausreichend erklären. Die mächtigen Schichtpakete des Muschelkalks und Keupers lagern nämlich nicht mehr im ur-sprünglichen Schichtverband, sondern sind durch tiefe Risse zerlegt und zerstückelt. Sie wurden entlang dieser Verwerfungen gehoben, abgesenkt, schräg gestellt, ja so-gar überkippt. Die Untersuchung der dadurch entstandenen Lagerungsverhältnisse gestaltet sich gerade im Seulbitzer Raum besonders schwierig, aber ist deshalb auch besonders interessant. Interessant in diesem Zusammenhang sind für uns folgende Schollen:

  1. 1. Die Bayreuther Scholle Sie liegt zwischen der Saaser Störung im Südwesten und der St. Johannis-Störung im Nordosten.
  2. 2. Die Creußener-Graben-Scholle zwischen St. Johannis-Störung im Südwesten und Seulbitzer Störung im Nordosten. Zwischen Lehen und Seulbitz (Juchhöh) ist sie am weitesten herausgehoben und gegen Westen geneigt.
  3. 3. Die Bindlacher Muschelkalkscholle zwischen Seulbitzer und Benker Störung. Die Höflaser Störung macht die Lagerungsverhältnisse noch komplizierter. In ihrem Südteil ist die Scholle zu einem wahren Bruchschollensalat zerlegt (südöstlich von Seulbitz).
Seulbitzer und Höflaser Störung begrenzen aber auch eine auf der Karte wie ein Keil wirkende Muldenscholle, zwischen Rodersberg und dem Südwesten der Seulbitzer Gemarkung gelegen. So erklären sich also die komplizierten Lagerungsverhältnisse vor allem auch um die Hackers-Kuppel und Juchhöh, die komplizierten Verstellungen und das oft auf den ersten Blick unerklärliche Nebeneinander sehr unterschiedlich alter, andersartiger Schichten. So erklärt sich das Nebeneinander von normalerweise hunderte von Metern über- oder untereinander lagernder Schichten. So erklärt es sich auch, dass der Muschelkalk bei Seulbitz wesentlich höher liegt als viel jüngere, das heißt später gebildete Keuperschichten. So erklärt sich schließlich auch das bewegte, reizvolle Landschaftsbild im Nordosten des Bayreuther Talkessels. Allein dem Bruchschollenaufbau ist es zu danken, dass nahe dem Fichtelgebirgsrand der Muschelkalk in einem breiten Bergzug noch einmal auftaucht (Bindlacher Berg - Oschenberg - Rodersberg - Eichenlohe bzw. Hohe Reuth). Nun wird das Landschaftsbild aber nicht nur durch diese Hebungen, Sen-kungen und Verschiebungen bestimmt. Gerade dort, wo starke Hebungen am östli-chen Urgebirgsrand erfolgten, arbeitete die Verwitterung besonders intensiv. Man kann sicher annehmen, dass inzwischen bis zu 500 Meter dicke Schichten abgetra-gen und durch Flüsse abgeschwemmt wurden. Die unterschiedliche Verwitterungsbeständigkeit harter und weicherer Schichten hat dabei das Gesicht des Gebiets mit-bestimmt. Aber nicht nur durch Verwitterung und Ausräumung wurde unsere Gegend modelliert. Die Flüsse lagerten in erdgeschichtlich verhältnismäßig kurzer Zeit (1,5-2 Millionen Jahre) auch mächtige Kiesterrassen ab, die heute in der Seulbitzer Flur bis zu 60 Metern über den heutigen Talböden liegen. Sie nehmen den größten Teil der Seulbitzer Gemarkung zwischen Gereutbach, Maintal, Dürrem Bach und Weg nach Rodersberg ein. Die Entstehungszeit, das unterste Quartal, das so genannte Pleisto-zän, ist gekennzeichnet durch einen Wechsel von Kalt- und Warmzeiten (Eiszeit). Die Frostsprengung der Gesteine war durch starke Temperaturwechsel besonders intensiv. Die chemische Zersetzung führte zur Verlehmung. Den Transport des auf-bereiteten Materials in die Täler besorgten so genannte Fließerscheinungen (Solifluk-tionen), die dadurch zustande kamen, dass auch an nur wenig steilen Hängen die nur oberflächlich aufgetauten Verwitterungsschichten auf dem Dauerfrostboden ins Rutschen kamen. Wir finden eine solche Stelle mit lehmig sandigem Fließschutt südwestlich des Weges nach Rodersberg im Bereich südlich der Hecke bis hin zum Dürren Bach. Anderen Hangschutt treffen wir nordöstlich dieses Weges bis zum alten Ortskern an, und auch südwestlich der Hohen Reuth reicht der Muschelkalkschutt weit talwärts und überdeckt hier sicher Schichten des unteren Keupers. Diese Bo-denbewegungen wurden auch durch den Umstand erleichtert, dass damals eine den Boden befestigende Pflanzendecke weitgehend fehlte. Da die Flüsse während der Kaltzeiten verhältnismäßig wenig Wasser führten (in Eis gebunden), konnten sie we-nig Gesteinsschutt abtransportieren. Erst am Ende der Eiszeiten werden sie wasser-reicher und graben sich tiefer ein. Durch diesen Wechsel von Eingrabung und Auf-schüttung aber entstehen die oft stufenartigen Schotterterrassen, wobei die am höchsten liegende auch immer die älteste darstellt. Es sind die schon angesproche-nen Verebnungsflächen, die westlich des alten Schulhauses beginnen, stufenartig (Sandhügel) bis über die Schmiedgasse (Gärten . . .) hinausreichen. Braune Gerolle und Eisenschwarten verweisen auf den Braunen Jura als Ursprungsgebiet des Schotters. Im Holozän, der Zeit von vor 10000 Jahren bis heute, wurde es wärmer. Die entstehende Walddecke bremst die Abflussgeschwindigkeit des Wassers, die Abtragung wird zwar geringer, die Flüsse schneiden sich aber tief ein. Verfolgt man die Entwicklung bis in die Gegenwart weiter, so kann man feststellen, dass der Main, v.a. wegen der künstlichen Aufstauungen, aber auch weil kein Sand mehr entnom-men wird, immer mehr versandet. Aber trotz Stau und Begradigung reißen die Hoch-wasser immer wieder Stücke von der Uferböschung ab. Die Vielfalt des geologischen Untergrunds bedingt in Seulbitz auch eine Vielfalt der Böden, der Bodengüte, der Ertragsmesszahlen. Bodentypen, Bodengüte wechselt hier oft auf engstem Raum (Schwierigkeiten bei der Flurbereinigung). In Zeiten ohne Kunstdünger spielten diese Unterschiede natürlich eine größere Rolle. Getreide wuchs auf den sandigen Terrassenböden nur mäßig, Bergweizen und Berggerste waren begehrt. D.h. die schwerer zu bewirtschaftenden, aber kalkreichen und frucht-baren Muschelkalkböden wurden vorgezogen. Sie, der Schutz der Lage und das Wasser, waren es wahrscheinlich, die zur frühen Besiedlung des Raumes führten.
(nach K. Löwel 950 Jahre Seulbitz)

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